SOS-Kinderdörfer in den Palästinensischen Gebieten

„Wir brauchen dringend einen Platz für Dareen, ein kleines Mädchen. Es geht ihr sehr schlecht“, sagt der Anrufer zum Leiter des SOS-Kinderdorfes Rafah in Gaza, der solche Telefonate täglich führt. Manchmal sind es Verwandte oder Nachbarn, die ein Kind unterbringen wollen, oft sind es auch Mitarbeiter anderer Hilfsorganisationen. „Es tut mir furchtbar leid“, antwortet der Dorfleiter. Das einzige, was er anbieten kann, ist, Da-reens Namen auf die Warteliste zu setzen, die erschreckend lang ist. „Wir haben leider nicht genug Platz“, antworten auch seine Mitarbeiter immer wieder. Und legen auf mit unguten Gefühlen, denn natürlich wissen sie, was in Gaza los ist.

Hilfe dringend benötigt

Über 700 Kinder haben im Krieg ihre Familien verloren, viele von ihnen auch ihr Zuhause. Einige Tausend Flüchtlingsfamilien leben noch immer in desolaten Verhältnissen. Entweder sie sind in die zerstörten Häuser zurückgekehrt oder sie haben daneben ein provisorisches Zuhause errichtet: Unterstände, Zelte, Bretterverschläge, die kaum vor Wind und Regen schützen. Fenster ohne Scheiben, keinerlei sanitäre Anlagen und viele Menschen auf engstem Raum. Die Folge: Der Mangel an Privatsphäre begünstigt häusliche Gewalt, die vor allem Frauen und Kinder trifft. Studien zufolge leiden Schülerinnen und Schüler in den palästinensischen Gebieten unter großer Anspannung, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Ihre Leistungen werden kontinuierlich schlechter, sehr viele von ihnen und vor allem Mädchen brechen häufig früh die Schule ab.

Ein Ort der Hoffnung

Kinder in Palästina

Das SOS-Kinderdorf Rafah ist keine Luxuseinrichtung, ganz im Gegenteil. Es ist ein schlichter, bescheidener Ort. Aber es bietet den bis zu 120 Kindern und Jugendlichen, die hier leben, das, worauf es ankommt: Sicherheit, medizinische Versorgung, Sauberkeit und Schulbildung. Und vor allem sind Menschen da, die sich für die Kinder interessieren, die ihr Bestes wollen: An allererster Stelle die SOS-Kinderdorf-Mütter. Auch die Kinder, die in der Umgebung des Dorfes leben, profitieren von den Einrichtungen, zum Beispiel der Schule und dem Kindergarten. Und die SOS-Familienhilfe versucht darüber hinaus Familien zu unterstützen, bevor sie auseinanderbrechen.

Kritische Situation in den Palästinensischen Autonomiegebieten

Seit dem Krieg Anfang 2009 ist die Lebensqualität der 4,2 Mio. Einwohner in den Palästinensischen Gebieten rapide gesunken. Arbeitslosigkeit, Armut, Krankheit und die neuerlichen Kriegstraumata lassen Familien auseinanderbrechen, die größten Verlierer dabei sind die Kinder.

Heute sind etwa 30% der Palästinenser ohne Beschäftigung, etwa 50% der Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze, 80% der Kinder leiden unter Verhaltensauffälligkeiten, an Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Die Gewalt auf den Straßen überträgt sich auch auf die Familien. Den Jugendlichen fehlt es an Bildungs- und Freizeitangeboten und sie haben kaum Aussicht auf Arbeit.

Geborgenheit, Familie und ein neues Zuhause

Die SOS-Kinderdörfer engagieren sich seit 1964 mit SOS-Kinderdörfern,  -Jugendeinrichtungen, -Kindergärten, SOS-Hermann-Gmeiner-Schulen, medizinischen Einrichtungen und SOS-Sozialzentren für die Kinder Palästinas. Der Bedarf an alternativen Betreuungseinrichtungen für Kinder, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, ist auch im Westjordanland immens. SOS hat darauf reagiert und das Kinderdorf in Bethlehem 2010 um zwei Familienhäuser erweitert. Insgesamt 126 Kinder können hier ein neues Zuhause finden.

Erfahren Sie hier, welche Spendenaktionen dieses Projekt bereits unterstützen: