SOS-Kinderdörfer im Niger

Kind im Niger
Dürren, Heuschreckenplagen, Wüstenbildung und hohes Bevölkerungswachstum verursachen seit Jahrzehnten schwere Hungersnöte. Weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in bitterer Armut. Häufig verlassen die Männer ihre Heimat, um in den benachbarten Ländern Arbeit zu finden. Nach einiger Zeit kehren sie - meist mit HIV infiziert - zu ihren Familien zurück. Die Folge: ein dramatischer Anstieg von Neuinfektionen und AIDS-Waisen.
  • Kindersterblichkeit: Jedes fünfte nigrische Kind stirbt noch vor seinem fünften Geburtstag, jedes achte wird nicht einmal ein Jahr alt.
  • Die Geburtenrate von 5% ist die höchste weltweit und führt trotz hoher Kindersterblichkeit zu einem Bevölkerungswachstum von etwa 3,6%.
  • Jedes zweite Kleinkind ist unterernährt, 62% in ihrer Entwicklung zurückgeblieben.
  • Von den rund 17 Mio. Einwohnern ist knapp die Hälfte jünger als 15 Jahre.
  • Die Benachteiligung von Mädchen und Frauen ist in allen Bereichen des täglichen Lebens sichtbar. Die Analphabetenrate junger Frauen liegt bei ca. 80%, während die Hälfte der jungen Männer lesen und schreiben kann.

SOS-Kinderdörfer seit 1991 im Niger aktiv

1990 stellte das Sozialministerium ein Grundstück am Rande der Hauptstadt Niamey für den Bau des ersten nigrischen Kinderdorfes zur Verfügung. Heute gibt es im Niger drei SOS-Kinderdörfer, eine SOS-Jugendeinrichtung sowie jeweils drei SOS-Kindergärten, SOS-Schulen und SOS-Sozialzentren, zwei davon mit integriertem medizinischem Zentrum.

Der Anti-AIDS-Club des SOS-Kinderdorfes Niamey

Der Anti-AIDS-Club besteht aus Mädchen und Jungen zwischen 10 und 22 Jahren und wird von einer Krankenschwester und dem Jugendleiter des SOS-Kinderdorfes geführt. In Zu-sammenarbeit mit UNICEF und auf HIV/AIDS spezialisierten Organisationen wendet sich der Club an Jugendliche und Erwachsene aus der ganzen Umgebung. Der Club lädt zu Veranstaltungen ein, um der jungen Generation die Gefahren der HIV–Infektion und die entsprechenden Schutzmaßnahmen zu verdeutlichen. Gesellschaftliche Tabus, Traditionen und religiöse Überzeugungen erschweren die Aufklärungsarbeit. Der Anti-AIDS-Club vermittelt seine Botschaft spielerisch. Musik, Theater und Kabarett wecken die Kreativität der Teilnehmer, Video-Beispiele werden in der Gruppe diskutiert.

SOS-Nothilfeprogramme 2005 und 2010

Aufgrund einer schweren Dürre und der schlimmsten Heuschreckenplage seit 15 Jahren fiel 2004 in Niger die Ernte sehr gering aus. In der Region um die Stadt Tahoua, 550 km nordöstlich von Niamey, war die Ernährungssituation besonders dramatisch. Tausende Menschen litten Hunger. Ein SOS-Nothilfeprogramm versorgte etwa 1.200 stark unterernährte Kinder und ihre Familien mit allem Lebenswichtigen. 

Im Jahr 2010 kam es im Niger erneut zu einer Hungerkrise, die nach UN-Schätzungen ca. 8 Millionen Menschen bedrohte - über die Hälfte der nigrischen Bevölkerung. Nach dem Ernteausfall aufgrund der Dürre 2009 vernichteten einige Monate später heftige Überschwemmungen vielerorts die neuen Anbauversuche der Bauern. Menschen flohen in die Städte oder ins benachbarte Nigeria. Diarrhöe und Meningitis breiteten sich aus.

Von März bis Dezember 2010 organisierte das SOS-Sozialzentrum mit Krankenstation in Tahoua ein Nothilfeprogramm. In der gesamten Region Tahoua waren SOS-Mitarbeiter im Einsatz, um Menschen vor dem akuten Verhungern zu retten. In besonders abgelegenen Dörfern wurden Ersthelfer ausgebildet, um Geschwächte und Kranke schnell zu behandeln.
Um zu verhindern, dass sich eine derartige Hungerkrise wiederholt, verteilten die SOS-Helfer an 700 Haushalte schnell wachsendes Saatgut und standen den Kleinbauern im Kampf gegen die Verwüstung der fruchtbaren Böden zur Seite.

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